Es geht hier nicht um die juristische Haltbarkeit, sondern um die abschreckende Wirkung und die kann auch vorhanden sein, wenn kein juristische Grundlage besteht. Meinst du ein Polizist kann einen Verdächtigen nicht einschüchtern, wenn seine Drohung nicht juristisch haltbar ist? Nicht jeder ist ein Anwalt und kann das prüfen.
Wenn es dir nicht um tatsächliche Nachweisbarkeit geht, dann sehe ich es trotzdem nicht als überzeugend an, dass eine angebliche Fahndung nach Homosexualität einschüchternder wäre als eine angebliche Fahndung nach Analsex. Sorry, aber ich denke vor Beidem hat niemand oder jeder Angst.
Wir reden hier doch auch nur wieder über den kleinen Bruchteil der Leute, die böswillig spenden, obwohl sie entweder von einer Infektion wissen oder die Frage auf dem Bogen ignorieren. Und die lassen sich von einer Frage sicher nicht abschrecken.
So theoretisch mit den % ist das leicht runtergeredet, aber hast du einmal einen Menschen sterben sehen? Dann sieht das mit den % etwas anders aus. Ich habe Menschen sterben sehen und hätte ich nur einen davon retten können, hätte ich das sofort getan, egal wie ich mich dabei fühle.
Eben an dieser Aussage sieht man schön, was ich oben schrieb: Ruckzuck ist man dann bei der Pauschalaussage "Kein Risiko ist okay". Im Grunde ist dies aber nur ein Reflex in Richtung "bloß alles so lassen wie es ist", weil man den bekannten Ist-Zustand als vermeintlich "sicher" wahrnimmt. Ist er das? Eigentlich nicht. Denn ein Risiko gibt es immer. Auch jetzt. Ergo wäre das Blutspenden generell nicht durchzuführen, wenn man gar kein Risiko möchte. Wäre aber auch keine Lösung. Eine Relativierung des Risikos ist also immer nötig, weil es absolute Sicherheit nicht gibt. Es ist immer leicht zu sagen, dass man niemanden sterben lassen will. Wer sieht das nicht so? Doch wenn das Risiko nicht erkennbar steigt, wenn man die Fragen umstellt und damit diverse Bevölkerungsgruppen nicht mehr pauschal ausgrenzt, dann spricht auch nichts dagegen.
Erhöht sich denn das Risiko, wenn man die Frage so umstellt, wie ich es oben vorgeschlagen habe? Du bemängelst oben ja nur, dass die Frage nach ungeschütztem Analsex nicht so abschreckend ist wie die Frage nach Sex mit Männern. Wenn das dann wirklich die einzigen Bedenken sind, hätte man schon viel gewonnen.
Da sind einige neue Fragen bzw. andere Fragen wie ich ihn bisher kenne.
Hat vielleicht mal einer ein Bild von einem aktuellen Fragebogen? Sonst könnte man das bei der nächsten Spende ja mal machen.
Ein guter Geschäftsmann will keinen hohen Umsatz, sondern einen hohen Gewinn machen.
Touche
Dennoch ist das Auslandsbeispiel ein in meinen Augen Schlechtes. Durch das Auslagern der Produktionsstätten wollen Hersteller nicht mit mehr Qualität punkten, sondern mit mehr Produktionserzeugnissen bzw. günstigeren Herstellungskosten. Man gibt also willentlich Qualität auf, um Quantität zu erzeugen. Das wäre doch so ziemlich das Gegenteil dessen, was du mit dem Beispiel ausdrücken wolltest
Der Handel ist wie gesagt ein wahrscheinlich ungünstiges Beispiel. Zwar spielt Geld bei Blutspenden eine Rolle, aber es geht nicht mehr wirklich um Gewinne:
Wie das Deutsche Rote Kreuz mit Blut handelt
Ich glaube persönlich nicht, dass Homosexuelle nicht spenden dürfen, weil man die möglichen Mehrausgaben scheut. Es wäre ja auch die Frage, ob es überhaupt Mehrausgaben geben würde. Wie oben schon dargelegt: Mit einem pauschalen Ausschluss von ganzen Bevölkerungsgruppen gewinnt man meines Erachtens nichts in Punkto Sicherheit oder Gewinn. Denn man fragt dabei dann nicht nach den eigentlichen Indikatoren, sondern schert einfach alle Schwulen, Tätowierten, Häftlinge etc. über einen Kamm.
Für mich nachvollziehbar..verstehe echt nicht, warum son Riesending draus gemacht wird
Warum ist das pauschale Ausschließen einer ganzen Bevölkerungsgruppe für dich nachvollziehbar, wenn nicht mal klar ist, ob das mehr Sicherheit bringt?
In dem von dir verlinkten Artikel wird das doch schön auf den Punkt gebracht, was hier auch so eifrig diskutiert wird:
Der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD) sieht in der aktuellen Rechtslage eine Diskriminierung. Der Ausschluss von "Männern, die Sex mit Männern haben", würde pauschal alle sexuell aktiven Schwulen ausschließen, ohne dabei wirklich den Einzelfall zu überprüfen. So sei es nicht entscheidend, dass man Sex mit Männern habe, sondern vielmehr, ob der Sex sicher sei. Monogame, homosexuelle Männer etwa, die in einer stabilen Beziehung leben, wären ebenfalls vom Blutspenden ausgeschlossen - ohne tatsächlich Risikoträger für übertragbare Infektionskrankheiten zu sein.
Und weiter:
Es werden verschiedene Kompromisse diskutiert. Eine Lösung könnte sein, nicht mehr alle Männer auszuschließen, die jemals sexuelle Kontakte zu Männern hatten, sondern nur noch diejenigen, bei denen der Kontakt nach der Selbstauskunft weniger als ein Jahr zurückliegt. Denkbar ist auch, noch genauer nach dem sexuellen Risikoverhalten wie wechselnden Partnern und "Safer Sex" zu fragen.
Diese Ansätze halte ich für gut und wichtig. So nichtig sie einem Nicht-Betroffenen auch vorkommen mögen.
Grüße
BuckBall