Außerdem zieht es mich ja runter das so viele aus dem Forum mir immer wieder die Tatsache auf den Teller servieren das ich auf andere Ursache schauen muss (oder sollte) weil es "sehr wahrscheinlich" an meiner Vergangenheit liegt. Ist zwar nicht böse gemeint von euch und das weiß ich, aber es zieht momentan schon sehr runter weil ich zu oft verhätschelt werde.
Hallo Vengasius,
danke für Deine Reaktion.
Es tut mir leid, wenn Du Dich durch unsere Ermahnungen und gut gemeinten Ratschlage noch elender fühlst als es ohnehin der Fall ist. Das ist weißgott nicht meine Absicht; aber vielleicht siehst Du die Massivität, mit der solche Forderungen an Dich herangetragen werden, mal als Anlass, einen Schritt zurückzutreten und - sofern es Dir überhaupt noch möglich ist - Deine Situation nüchtern, sozusagen aus der Perspektive eines Dritten - zu betrachten. Ich habe leider das Gefühl, dass wir hier immer wieder wie die Katze um den heißen Brei schleichen und das Kernproblem nicht so richtig bei der Wurzel fassen. Es geht nicht darum, Dir eine Existenz als TS oder TG in Abrede zu stellen. Wenn es letzten Endes die richtige Lösung für Dich ist, dann wäre es dumm, sie nicht zu verfolgen. Aber auf der anderen Seite haben Traumatisierungen und bereits in der Kindheit stattfindende "Fehlentwicklungen" diesen Zustand vermutlich mitverursacht, und daher ist die Forderung berechtigt, korrekte Ursachenforschung zu betreiben und nicht vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Dafür sind die Auswirkungen auf Dein noch sehr junges Leben zu massiv und unumkehrbar...
Es ist doch so, dass alles, was unser jetziges Dasein ausmacht, entweder in den (vielleicht guten, vielleicht schmerzhaften, vielleicht gewalttätigen) Erfahrungen unserer Vergangenheit begründet ist, z.B. der elterlichen Erziehung, Schule, Freundeskreis, Umwelt, ... oder andererseits den Erbanlagen, die wir mitbekommen. Neuere Forschungen gehen sogar davon aus, dass der Anteil, den Erziehung und Erfahrung ausmachen, gegenüber den angeborenen Charaktermerkmalen verschwindend gering ist. Dennoch können uns traumatische Erlebnisse - auch ganz unbewusst und unbemerkt von uns selbst (siehe die Lebensgeschichte von User
@alo) - so beeinflussen, dass ein "normales" Weiterleben schwierig bis unmöglich wird, ja dass sogar die traumatischen Erlebnisse selbst aus dem Erfahrungsschatz ausgeblendet werden; eine Art Schutzfunktion der Seele. Du interpretierst momentan bestimmte Erinnerungen an Deine Kindheit so, dass es mit Deiner Neigung zur TS zusammenpasst. Du siehst in einer GA-OP eine Art Schlüssel zur Lösung Deiner derzeitigen Probleme. Aber entspricht dies der Wahrheit, entspricht dies Deiner Entwicklung, die Du durchgemacht hast?
Um ein Bild zu gebrauchen: Wenn ich als Arzt ein Kind mit blauen Flecken oder offenen Wunden eingeliefert bekomme, werde ich natürlich zuerst alles tun, um die Wundversorgung siocherzustellen. Ich werde die Wunden reinigen und verbinden, werde vielleicht eine Salbe auf die Hämatome geben usw. Wenn die Eltern mir erzählen, dass das Kind aus Unachtsamkeit die Treppe runtergeflogen ist, und vielleicht auch das Kind mir das bestätigt, kann ich das als Arzt glauben und das Kind wieder nach Hause schicken; oder ich werde misstrauisch und stelle weitere Untersuchungen an, die mir vielleicht einen Hinweis darauf geben, ob die Eltern das Kind nicht vielleicht absichtlich misshandelt haben. Die Therapie dafür wird vielleicht ganz anders aussehen (weil ich mich auch noch um die seelische Seite kümmern muss, oder nach weiteren körperliche Schäden wie Organquetschungen, Verbrennungen usw. suchen muss), als wenn es tatsächlich "nur" um einen Treppensturz ginge.
Vielleicht reicht es ja bei Dir tatsächlich, nur die "Wunden zu verbinden". Aber vielleicht gibt es da noch andere Ursachen für die blauen Flecken. Erst wenn Du psychotherapeutisch "austherapiert" bist, kannst Du mit Sicherheit sagen, ob Du diese Schritte gehen solltest.
Schon das Statement von einem Schüler das er nichts gegen TS hat aber er will das es sowas nicht gibt hört sich für mich fast an als würde er sagen wollen: Ich bin kein Rassist aber tief im inneren bin ich es schon.
Mit diesem Teil der Menschheit, der etwas Fremdes, was sie nicht versteht, mit Unverstand oder sogar Intoleranz beantwortet, wirst Du Dich auch den Rest Deines Lebens rumschlagen müssen. Das wird leider auch nicht aufhören sondern eher schlimmer, wenn Du den Schritt zur Angleichung körperlicher Merkmale und Deines Lebensstils in Richtung Weiblichkeit vollziehst. Auch aus diesem Grund würde ich an Deiner Stelle zuvor nichts Erdenkliches unversucht lassen, um in einer männlichen Geschlechterrolle weiterleben zu können. Aber der Hauptgrund dafür sollte nicht die Reaktion der Umwelt auf Dich und Deinen Lebensstil sein, sondern der Selbsterhaltungstrieb, der das tut, was für Dich
auf lange Sicht das beste ist.
Ich glaube übrigens nicht, dass mit 21 Jahren irgendwas im Körper "abgeschlossen" ist, so dass man durch Hormongaben nichts mehr gut beeinflussen kann. Aus der Pubertät bist Du sowieso heraus, Deine Organe und Körpermerkmale haben sich entsprechend männlich ausgebildet, und alles weitere ist Kosmetik am Fertigbau. Erstaunlich ist in dem Zusammenhang, dass Du Deinen Orgasmus und Empfinden als "weiblich" beschreibst. Ich denke, als Mann, auch meinetwegen als männlicher TS, kann man nicht im entferntesten nachempfinden, was eine Frau beim Orgasmus fühlt. Dazu bedarf es eben eines weiblichen Organismus, weiblicher Sensoren und eines weiblichen Gehirns. Alles drei wird durch die Pubertät bei einem Mann aber anders ausgebildet. Daher kannst Du Dich täuschen, was Deine als weiblich empfundenen Gefühle anbelangt. Vielleicht sind es nur etwas zärtlichere, aber männliche Gefühle (was durchaus in der Bandbreite männlicher Empfindungen vorkommen dürfte).
Du siehst, ich schreibe mir hier schon wieder die Finger wund, nur um im Endeffekt sagen zu wollen: Zieh Deine Psychotherapie erst mal durch, bis Deine Vergangenheit restlos aufgearbeitet ist, dann bewerte Deine Lebenssituation neu, erst dann mach meinetwegen Schritte auf eine weibliche Lebensführung hin, wenn Du es immer noch als notwendig siehst. Ich kann Dich ohnehin nicht daran hindern, traue mir als neutraler Beobachter von außen jedoch durchaus zu, in Deinem Verhalten und Denken (soweit Du hier ehrlich bist und es sich so verhält wie Du schreibst) Zwänge zu entdecken, die eine objektive Entscheidungsfähigkeit verhindern.
Alles Gute und LG,
marsupilami