Mal zurück zur Umfrage, auf die ich erst jetzt gestoßen bin.
Ich hab mir mal ne 3 gegeben, und will das auch begründen.
Zugegebenermaßen ist die äußere Erscheinungsform nicht alles, was die Attraktivität einer Person ausmacht. Es gibt natürlich auch die wohlbekannten "inneren Werte", aber auch von denen gibt es zumindest zweierlei: welche, die man recht spontan und "von Weitem" durch das Benehmen desjenigen erkennt, z.B. die Lockerheit, Unaufdringlichkeit, Natürlichkeit, oder auch andere "Äußerlichkeiten", die aber schon viel über das Innere aussagen, z.B. ob sich derjenige modern kleidet, eine stylische Frisur hat, usw.
Aber vieles von dem, was an einer Person attraktiv sein könnte, kommt erst auf lange Sicht heraus, oder wenn man die Person besser kennt, z.B. in Krisen und Bewährungsproben. Ich kann nicht auf Anhieb sehen, ob jemand ehrlich ist, treu, fürsorglich, beschützerisch etc.; alles Faktoren, die (zumindest früher) bei Frauen sicher Kriterien einer Partnerwahl gewesen wären. Wenn man im Sinne der Evolutionstheorie argumentieren möchte, dann ist ja all das an einem potenziellen Partner attraktiv, was Wettbewerbsvorteile und Schutz der eigenen Erblinie verspricht. Daher finden die Männer in manchen Naturvölkern dicke Frauen attraktiv (und umgekehrt), denn "dick" bedeutet in diesem Umfeld "überlebensfähig" und "vital" und damit "gebärfreudig mit Chancen auf überlebensfähigen Nachwuchs". Heutzutage sind diese Aspekte sicher nur noch unbewusst vorhanden, spielen daher auch nur eine sekundäre Rolle; man setzt also lieber auf Äußerlichkeiten, die für das Hier und Jetzt gut geeignet sind. Aber irgendwann entpuppt sich der äußerlich schöne und topmodische Adonis vielleicht als selbstverliebter Narziss, oder der ach so spontane und lustige Partyvogel hat auch nach 10 Jahren noch nicht in die Erwachsenenrolle gefunden, etc. Dagegen wäre vielleicht das stille Mauerblümchen, das kaum einen Ton herausbringt, zuverlässig und treu bis in den Tod, wäre toll im Bett, aber auch eine tolle, fürsorgliche Partnerin und liebevolle Mutter, um bei den Rollenklischees mal zu bleiben. Aber sie kann sich halt schlecht "verkaufen", und so fordert sie nicht mal jemand zum Tanzen auf...
Es ist also schwer, Attraktivität, die spontan beim Hingucken entsteht, mit echter Attraktivität auf lange Sicht in Einklang zu bringen. Und da bin ich wieder bei meinem Rating: rein körperlich habe ich (Vorsicht: Selbstbild!) nichts zu bieten. Weder Muckis, noch einen schlanken, jugendlichen Körper. Die Fettröllchen werd und werde ich nicht los, und auch das Haar wird immer lichter. Die Gesundheit ist auch nicht mehr so, dass man mit einer Partnerin Bäume ausreißen und Pferde stehlen könnte; schon bei Tanzabenden nehme ich reißaus. Immerhin habe ich seit einigen Monaten eine neue, modische Brille, aber die macht das Kraut auch nicht mehr fett... Und sogar die ist schon eine Gleitsichtbrille wegen Alterssichtigkeit, verbunden mit starker Kurzsichtigkeit...
Dennoch behaupte ich, dass ich "innerlich" gar kein so schlechter Kerl bin, zumindest treu und ehrlich
, auch nicht ganz unintelligent, fleißig und beharrlich, und ich achte natürlich auch auf Hygiene und gute Umgangsformen. Meinen Humor halten die, die mich besser kennen, für etwas grenzwertig, aber so bin ich nun mal. Die Frage ist, was trägt das Ganze zur Attraktivität eines Menschen bei? Und ist es nicht so, dass wir manchmal beim Anblick eines etwas unattraktiveren (vielleicht weil adipösen oder ungepflegten) Menschen denken "der/die ist eigentlich selbst schuld; warum tut er nichts dagegen?" und interpretieren es als psychologisches Problem, dass der-/diejenige wohl hat. Und wissen nicht, was er/sie vielleicht für ein netter Kerl / nettes Mädel im Großen und Ganzen doch ist, nur diese Äußerlichkeiten selbst einfach nicht wahrnimmt?
Wir leben heute in einem "Jahrmarkt der Eitelkeiten" und halten oft Dinge für attraktiv, die sich als Bumerang erweisen können. Es lebe der vordergründige Erfolg, die schnelle Nummer, die gelungene Pointe, der treffende Diss, die größte Oberweite. Das Ganze noch genährt durch das vermittelte Ideal zielgruppengesteuerter Werbung. Wahrscheinlich sind auch nur deswegen so viele bei PE dabei, weil sie sich mit einem großen Penis "attraktiver" fühlen...? Dass das Quatsch ist, weiß rein rational wohl jeder; für die Qualität des Sex kommt es so gut wie überhaupt nicht auf die Größe an. Aber hier spielt natürlich die Pornoindustrie die Rolle des Ideal-Vorgebers...
PS.: Wenn ich mal mit meinem Kraftsport und meiner PE soweit bin, schaff ich es vielleicht auf eine 5 oder 6 ...