Du willst anderen absprechen, was dir selbst zum Vorteil wurde. Ohne die persönlich angreifen zu wollen: du hast kein gutes Abi gemacht und hättest es - wenn es schwerer gewesen wäre - vielleicht gar nicht bekommen. Dass Potential nach oben gewesen wäre, ist dabei kein echtes Argument in meinen Augen. Ich erlebe im Berufsleben haufenweise Studienabbrecher. Die meisten merken erst nach 4 oder 5 Jahren Studium, dass der Abschluss unrealistisch ist. Sie glauben auch bis dahin, noch Luft nach oben zu haben und lernen es dann eben auf die harte Tour.
Das ist aber eine sehr unvorteilhafte Formulierung für meine Wenigkeit!
Ich möchte keinesfalls jemandem absprechen, was mir zum Vorteil wurde. Nur muss ich da auch in aller Deutlichkeit sagen, dass mir nichts zum Vorteil wurde. Zumindest nicht insofern, als dass ich nur durch die Einfachheit des Abiturs bestanden habe. Wäre das Abi schwerer gewesen und ich mir dessen damals bewusst gewesen, dass die Bestehensgrenze etwas höher liegt, hätte ich den entscheidenden Tag länger gelernt. Das soll keineswegs arrogant klingen, so meine ich das absolut nicht. Nur es ist generell, und das möchte ich nicht nur auf meine Person beziehen, recht naheliegend, dass Schüler, die selbst für ihre Abiturprüfungen nicht lernen, lediglich für einen Leistungskurs mal zwei Tage Krempel durchgehen und mit diesem Aufwand das Abi "sogar" mit einem kleinen Punktepolster bestehen, auch problemlos durch schwerere Prüfungen kommen. Sofern dann eben ein wenig mehr Aufwand betrieben wird. Aber dieser Zusatzaufwand wird ja dann in der Regel betrieben, da die meisten faulen Schüler meiner Erfahrung nach nur faul sind, weil sie wissen, dass sie es sich erlauben können.
Dass derartige Argumentationen für dich
@jimmyglitschi nicht zählen, kann ich verstehen, immerhin ist diese Leistung nicht erbracht worden und man kann vieles erzählen.
Mit dem zweiten von dir zitierten Satz beziehe ich mich nur auf diejenigen Schüler, die bei der Erlangung des "leichten Abiturs" bereits an ihre geistigen Leistungsgrenzen gestoßen sind. Faulheit ist einstellbar. Wenn man merkt, dass man mit dem aktuelln Grad an Faulheit sein Ziel nicht erreicht, dann ist man eben weniger faul und erhöht die Leistung. Ob man dazu in der Lage ist, oder nicht, stellt man in der Regel selbst sehr schnell fest, bzw. weiß man, bevor man es austesten muss. Ist mit den Aufgaben, denen man sich im Zuge des Abis gegenübergestellt sieht aber bereits das Ende der Fahnenstange erreicht, dann lässt sich das auch nur schwer modifizieren und ausbauen. Möglich, aber bedeutend schwieriger, als sich einfach mal zusammen zu reißen und was zu machen.
Zusammenfassend wollte oder will ich damit sagen, dass jemand, der das derzeitige Abitur aus Gründen der geistigen Leistungsfähigkeit gerade so erhält, sehr wahrscheinlich kein guter Student wird, da so ziemlich jedes Studium die Komplexität des Abis um ein Vielfaches übersteigt.
Die duale Ausbildung in Deutschland genießt weltweit ein sehr hohes Ansehen. Viele Länder streben dem mittlerweile nach.
Nun, das System als solches ist sicherlich sehr gut, das möchte ich nicht in Abrede stellen. Meiner Erfahrung nach, diese stützt sich auf Berichten von Freunden und Bekannten, die die verschiedensten dualen Ausbildungen durchlaufen haben, sind viele Ausbildungen nahezu unterfordernd simpel und verfügen nicht über sonderlich viel Inhalt. An dieser Stelle möchte ich nochmal betonen, dass ich selbst keinerlei Erfahrung mit den Ausbildungen habe, sondern das lediglich (das aber von ausnahmslos allen) von anderen gehört habe. Auch wurden mir diverse Lehrbücher und Aufgaben aus den Ausbildungen vorgelegt, nur diese objektiv auf Anspruch zu bewerten geht natürlich nicht in meiner Position.
Da ich selbst wie gesagt "fachfremd" bin und ich mich nur auf Aussagen dritter stützen kann, erscheint es mir schlüssig diese überschaubar gehaltenen Ausbildungen mit mehr Inhalt zu füllen. Dieser Eindruck mag aber durchaus auch nur aufgrund meines Bekanntenkreises entstanden sein.
Außerhalb der öffentlichen Verwaltung werden Ausbildungen so schlecht vergütet, dass die Azubis am Monatsende weniger als Arbeitslose haben. In jedem Studium verdient man nebenher das gleiche an 3-4 Tagen Nebenjob. Plus Freizeit, Partylife und billigem Mensaessen sowie Öffi-fahrschein.
Da stimme ich dir voll und ganz zu, die Ausbildungsgehälter sind häufig unverschämt gering. Dass man im Studium mit Freizeit und Partylife in überdurchschnittlichem Maße gesegnet ist, ist leider nicht so sehr zu pauschalisieren, wie das zu niedrige Ausbildungsgehalt.
Einen Öffi-Fahrschein habe ich an meiner Uni ebenfalls nie besessen, aber du hast recht, das soll anderswo wohl Gang und Gäbe sein.
Insgesamt stimmt es schon, dass Studenten viele Vorzüge genießen, die Azubis verwehrt bleiben, obwohl den Azubis ebenfalls kein Penny zu viel im Portmonnaie hängen bleibt.
Dass die Unternehmen zu statisch sind, stimmt. Punkt. Da kann es wohl kaum zwei Meinungen geben. Die Unternehmen fokussieren sich zu stark auf Absolventen von FHs oder Unis und speisen Azubis und Ausgelehrte oftmals mit ungünstigen Arbeitsbedingungen und -verträgen ab.
Bei uns gab es sowas wie Praktika während der Schulzeit. Hat aber keinen interessiert. Da ist der Schulausflug nach Madrid oder Amsterdam in dem Alter einfach spannender. Ich würde es begrüßen, wenn es sowas wie ein Berufsorientierungsjahr gäbe. Halb staatlich, halb von der Wirtschaft bezahlt, einzig mit dem Zweck, Fachkräfte anzuwerben oder Einblicke ins Berufsleben zu geben. Die Schulzeit finde ich jetzt schon zu kurz und zu schade für sowas.
Natürlich interessiert es zunächst einmal niemanden, wenn man sich entscheiden muss zwischen 10 Tagen Strand und Meer und einer Woche Unternehmen besuchen.
Das Orientierungsjahr ist eine sehr gute Idee, und wenn es nur ein Halbjahr wäre. Auf jeden Fall eine sehr willkommene Abwechslung zur allzu oft zelebrierten Beschäftigungstherapie in Schulen.
Die Azubis gibts für ein lächerliches Taschengeld, die Studenten bekommen aus der Wirtschaft auch keine Anreize oder Einblicke. Nur wenn die Praktikanten als Vollzeitkraft ein halbes Jahr schuften, ist es für Unternehmen akzeptabel. Gibt auch positive Gegenbeispiele. In der Regel wird aber alles, was Kosten verursacht, von Wirtschaftsvertretern abgelehnt. Hier müsste die Politik den Rahmen dahingehend gestalten, dass die Unternehmen für Aus- und Weiterbildung mitverantwortlich sind.
Was die Azubis anbelangt kann ich dir nur zustimmen. Bezogen auf die Studenten habe ich es weitestgehend anders erlebt, ich entstamme aber auch einem recht begehrten Studiengebiet und somit ist es nicht weiter erstaunlich, dass meine Kommilitonen und ich es vergleichsweise leicht hatten in große Konzerne zu gelangen. Prinzipiell erfolgt der Einstieg aber auch bei vielen Akademikern über ein halbjähriges Praktikum, da hast du recht. Bei sämtlichen Unternehmen, mit denen ich bisher zu tun hatte, wurden diese Praktika jedoch ausgesprochen gut vergütet, für ein Praktikum natürlich.
Gruß
Lifthrasil