Hallo Adrian,
schönen Dank für Deine Antwort und in die damit verbundenen Einsichten in Dein Verständnis von Partnerschaft. Ein paar Ergänzungen dazu von mir...
Soweit es sich um Partnerschaften (die man auch nicht unter Anführungszeichen zu setzen braucht) handelt, ist das völlig falsch
Die Anführungszeichen habe ich deswegen gewählt, um anzudeuten, dass ich damit nicht Beziehungen meine, die zum Zwecke einer Partnerschaft (Lebensgemeinschaft) eingegangen werden, sondern eher der gegenseitigen kurzfristigen Befriedigung von *ähem* gewissen Bedürfnissen dienen. Mit dem Wort "dienen" hab ich schon ausgedrückt, dass ich eine (feste, langfristige) Partnerschaft nicht nur unter dem Aspekt einer Zweckgemeinschaft sehe, auch wenn das kulturell sicher oft so begründet wird und in vielen Kulturen auch der Grund von Eheschließung ist. Dabei ist mir gleichgültig, ob die "Zweckerfüllung" finanzieller, sicherheitsbezogener, sexueller oder sonstiger Art ist. Eine echte Partnerschaft enthält all dies auch, ganz klar, aber gerade z.B. dieser "Schutzeffekt", den z.B. eine Frau sozialer Art mit der Heirat bekam (sie ist darin versorgt), ist heute eher antiquiert. Zu meiner Zeit hat man zwar noch gewitzelt "wer als Frau bis 28 noch keinen Doktor hat, macht ihn halt selbst...", aber selbst das hatte keinen echten Hintergrund mehr.
Der sogenannte Ärger und die Mühe bezieht sich nicht auf das Verständnis für eine Frau sondern auf das Verständnis für einen anderen Menschen. Da spielt das Geschlecht am Ende nur eine geringe Rolle. Wenn man einen Partner halten will, dann muss man auf ihn eingehen.
Terion hat ja schon darauf hingewiesen, dass das Zusammenleben mit einer
Frau auf psychologischer Ebene noch eine ganz andere Herausforderung darstellt. Eine Frau ist zwar auch ein
Mensch, aber eben ein ganz besonderer...
Ich sehe übrigens im mangelnden Willen (oder der mangelnden Fähigkeit), auf den Partner hinreichend einzugehen, einen Hauptgrund für die Beziehungsunfähigkeit vieler Menschen heutzutage. Was früher an Beziehungsfähigkeit fehlte, wurde durch äußere Zwänge (gesellschaftliche Achtung, Angst vor sozialer Isolation bei Scheidung, Angewiesensein auf eigenen Gelderwerb, v.a. bei Frauen) wett gemacht. Nur heute, wo diese Zwänge größtenteils fehlen, treten die menschlichen Probleme stärker zutage. Das heißt ja nicht, dass in der traditionellen Hetero-Ehe von früher alles auf Zwang aufgebaut war. Ein Arschloch ist und bleibt ein Arschloch, mit oder ohne Ehe und Partner, das Gleiche gilt umgekehrt für die anständigen und einfühlsamen Leute. Sie brauchen keine bestimmte Gesellschaftsform, um mit einer Partnerin / einem Partner verständnisvoll und liebevoll umzugehen...
Die grundlegend falsche und selten erfüllbare Erwartung, die Heteros an ihre Partner/innen stellen, ist die, dass ein einzelner Mensch ALLE Bedürfnisse abzudecken hat. Letztlich scheitern daran gut 50% aller Heterobeziehungen. Von der Vorstellung lösen sich Heteros dennoch nicht und daher bleibt nach einer Trennung in den meisten Fällen ein abgrundtiefer Hass übrig.
Na na, da sehe ich aber auch ein oft gebrauchtes Stereotyp bei Dir: Ich bin durchaus nicht der Meinung, dass ein (Ehe-)partner alle Bedürfnisse abzudecken hat. Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass der Mensch, ob Mann oder Frau, auf Zweisamkeit hin angelegt ist (das hat natürlich wieder andere Hintergründe, ob man das glaubt oder auch nicht), und dies nur durch einen anderen Menschen erfüllbar ist. Es hilft auch, sich selbst zu erkennen und daran zu wachsen und zu reifen. Das klappt natürlich nicht immer.
Ich bin ein sehr genauer Beobachter und finde in vielen (beileibe natürlich nicht allen) langjährigen Heterobeziehungen wenig von dem angesprochenen Respekt voreinander, Interesse aneinander, Trost, Verständnis usw ... dafür aber eine jahrelange Flaute im Ehebett.
Siehe oben. Da ist auf dem langen Weg irgendwas eingeschlafen oder passiert. Dass man manchmal nach 20 Jahren nicht mehr so wild aufeinander ist wie zwei knackige Teenager, ist selbstverständlich (hier gings ja auch mal irgendwo um den Coolidge-Effekt, der mir durchaus plausibel erscheint). Vielleicht ist es auch so, dass eine Hetero-Ehe naturgemäß häufig mit Familiengründung, Kindererziehung und vielen Schwierigkeiten zu tun hat, die man als Solist so nicht erlebt. Auch die Freiheiten werden schon aufgrund des größeren Zeitmangels (ich meine an gemeinsamer Freizeit) weniger. Das sind bekannte und mehr oder weniger bewusst in Kauf genommene Handicaps gegenüber dem Singletum oder auch manchen Homosexuellen.
Was ist denn das Essentielle am "gemeinsam alt werden"? Sicherlich nicht die Befürchtung, keiner wäre eines Tages da, um mich zu pflegen. Für mich ist das die gemeinsame Erinnerung; jemand der sich noch genau an einen bestimmten Tag 1988 erinnern kann; jemand der mir wohl auch in 20 Jahren noch sagt: "oh Mann, wie ich Dich zum ersten mal gesehen habe ..."
Ich kann's auch nicht genau beziffern, was der Reiz an diesem "Gemeinsam-Alt-Werden" ist; vielleicht auch nur eine romantische Ader oder die Angst vor dem Alleinsein. Die Pflegefrage kann es eigentlich nicht sein, dann wer kann schon sagen, ob der andere Partner dann noch lebt oder überhaupt noch so gesund ist, dass er mich pflegen kann, bzw. vielleicht muss ich ja den anderen Partner selber pflegen (oder liege schon unter der Erde). Mir geht's dabei auch eher um das "Experiment und Abenteuer Leben", also, das Leben als Aufgabe zu begreifen und gemeinsam zu bewältigen.
Ich denke, je christlicher die Erziehung/Einstellung, desto eher ist das der Fall. Dann wird die Ehe romantisiert und illusionär überhöht, sodass die Ehepartner (v.a. die emotionaler gepolten Frauen) völlig enttäuscht sind, dass es sich dabei letztendlich doch nur um ein soziales Konstrukt und nicht um Magie handelt.
Da Terion den christlichen Hintergrund anspricht, muss ich etwas darauf antworten, da dies eine vielleicht von außen so wahrgenommene, für viele (bibelorientierte) Christen jedoch unzutreffende Haltung darstellt: Die Bibel zeichnet ein sehr realistisches Bild von der Ehe (und wo anders als im Orient der damaligen Zeit wäre die Ehe nicht auch eine notwendige soziale Einrichtung gewesen, die vor allem die Frau schützt und die Nachkommen sichert, aber auch mal ganz ohne Liebe und Romantik bestehen kann...). Sie spricht von ihr aber auch als einem Sinnbild, einer gedanklichen Krücke zu der noch innigeren Beziehung, die zwischen Gott und dem Menschen besteht / bestehen sollte. Die Untastbarkeit der Ehe in der katholischen (und früher auch evangelischen) Kirche begründet sich aus diesem Prinzip. In der Schöpfung von Eva spricht Gott übrigens von der Frau als einer "Waffengefährtin" für den Mann, also einer wichtigen Unterstützung für den Lebenskampf, nicht einfach von einem Anhimmel- und Vergötterungsobjekt "Frau".
Es war aber für mich sehr interessant, wie Du es siehst. Ich habe leider im Leben bisher keine wirklich langanhaltenden (platonischen) Freundschaften erleben dürfen. Alles ging irgendwann mal durch menschliche Dummheit, gekränkten Stolz, Missverständnisse, Eifersucht o. ä. in die Brüche. Dafür bin ich wenigstens immerhin schon über 20 Jahre verheiratet...
Ich freue mich aber für Dich, dass Du so langjährige Freunde im Leben hast! Das ist ein Schatz, den man nicht leichtfertig aufgeben darf. Fast so gut wie eine Ehefrau...