Hier ist mal ein Link der die Metastudie, dass Anidepressiver nur bei schwerfen Depressionen wirksamer sind wie Placebos:
Meta-Analyse: Antidepressiva nur bei schwersten Depressionen wirksam
Du hast eine Aussage nicht korrekt wiedergegeben. Ich zitiere, was du als erstes geschrieben hast:
Zb haben gute Psychiater schon längst festgestellt, dass Antidepressiver nicht mehr wirken wie Placebos.
Jetzt ruderst du zurück und sagst, dass sie immerhin bei schweren Depressionen wirken. Also was denn jetzt? Du untergräbst deine Glaubwürdigkeit, wenn du Halbwahrheiten von dir gibst, die du dann wieder relativieren musst.
Aber erweitern wir das Beispiel, angenommen der Urologe hat PE Erfahrung und rät aufgrund seiner persönlichen Erfahrung zu PE. Wer ist der bessere Urologe, der der keine PE Erfahrung hat und vor PE- aufgrund der Studien - warnt, oder der der selbst PE macht und aufgrund dessen zu PE rät?
Wieso sollte der Urologe vor (manuellem) PE warnen?
Hier müsste dir auffallen, dass dein Argument nicht aufgehen kann bzw nur solange, solange keine derartigen Erfahrungen des Arztes / etc vorliegt.
Nein, das ist immernoch falsch. Selbst wenn ein Arzt "Erfahrungen" irgendeiner Art hat, bedeutet dies nicht, dass sie einen Beweis darstellen. Erfahrungen können, wenn sie nicht objektiv festgehalten und statistisch ausgewertet werden, massiv subjektiv verzerrt sein und dementsprechend falsch. Als Beispiel sei hier die Homöopathie genannt.
Eine einzige Studie, sei sie noch so gut, hat von seiten der Evidenz keinen Wert.
Eine Studie per se hat keinen Wert, lies dir mal was von der Reproduzierung durch.
Wie kommst du denn darauf? Ich hab kA, woher diese Meinung kommt, aber zumindest wir (und alle anderen AGs meines Fachbereichs) betreiben auch Forschung auf Erkenntnissen eines einzigen Papers.
Außerdem machst du hier wieder einen Fehler, es gibt viele Studien aber nur wenig gute.
Weshalb es - ich deutete es bereits an - sinnvoll ist, das Paper selbst durchzulesen und, wenn man die notwendige methodologische Kompetenz hat, dieses auch entsprechend einzuordnen.
Die Arzeimitteln werden von der Pharmaindustrie gesponsert und sind nicht objektiv.
Arzneimittel sind eine Sache für sich. Heutzutage werden nahezu 100% aller Arzneimittel von Pharmaunternehmen entwickelt und vertrieben. Damit das Unternehmen sein Medikament auf den Markt bringen darf, muss es eine klinische Studie durchlaufen. Diese kostet zwischen einer halben und einer Milliarde US$ und dauert i.d.R. bis zu 10 Jahre. "Sponsern" ist also das falsche Wort - die Studie wird vom Unternehmen selbst in Auftrag gegeben und auch nur sie kann sie es sich leisten. Unis wie wir oder unabhängige Forschungsinstitute können etwas Derartiges finanziell nicht stemmen - das
muss von einem finanzstarken Konzern übernommen werden. Wenn also Leute glauben, eine klinische Studie eines Pharmaunternehmens sei falsch, weil sie nicht unabhängig sei, der weiß nicht, dass das völlig normal und der einzige Weg ist. Fehlende Objektivität kann hier übrigens auch nicht beanstandet werden: Die Studie muss sogar noch höheren Anforderungen entsprechen als Studien, die über Fachzeitschriften publiziert werden, da bei klinischen Studien das Patientenwohl im Vordergrund steht. Deshalb ist das alles auch so teuer und so langwierig - die Standards sind einfach gewaltig.
Ein Prof der Onkologie der recht bekannt ist schrieb in einem Interview, dass es keine objektiven Studien mehr in der Onkologie gibt und er die Studien gar nicht mehr liest. Leider fällt mir der Name grad nicht ein, sollte sich das ändern verlinke ich das Interview.
Ein Prof., der zu seinem Fachgebiet keine Studien mehr liest, ist m.E. nicht ernstzunehmen. Wie soll er denn in seinem Fach up to date bleiben, wenn er - sozusagen - keine Nachrichten mehr liest?
Jedenfalls handelt es sich hier um einen einzelnen Prof. mit einer Aussage, die nicht der allgemeinen Meinung entspricht. Die kann er ja ruhig haben, aber deshalb heißt das nicht, dass er Recht hat - zumal er ja nicht für alle anderen Profs des Fachgebiets sprechen kann. Dr. Axel Stoll war bspw. auch der Meinung, dass Hitler noch lebt und zusammen mit Nikola Tesla via Reichsflugscheibe Gesteinsproben auf dem Pluto entnimmt und untersucht. Damit steht er aber nicht stellvertretend für alle Wissenschaftler der Welt.
Natürlich kann der PEler mehr an Wissen bieten, zumindest an praktisch anwendbaren.
Das ist allerdings Praxiswissen, das er nur an seinem eigenen Glied erworben hat. Und wir wissen, dass es da schon deutliche Unterschiede geben kann, haben dazu sogar Beispiele in Form von
@adrian61 und
@Riffard, die unterschiedlich trainieren (wie sie beim gemeinsamen Training herausgefunden haben), weil Adrian wohl einen sehr starken Steel Cord hat.
Ich verstehe Deine Obrigkeitstreue bez. Pharmaindustrie und Ärzteschaft auch nicht.
"Obrigkeitstreue" ist Unsinn. Ich habe nur ein bisschen Pharmakologie studiert und dadurch auch Einblicke in den wirtschaftlichen Teil des Themas erhalten können. Vllt. ist meine Meinung deshalb weniger extrem als die von Leuten, die ihr Weltbild nur auf tendenziösen Zeitungsartikeln oder Fernsehdokus aufbauen.
Weder Ärzte noch Pharmakonzerne sind Heilige. Aber die Teufel, als die sie (insbes. letztere) dargestellt werden, sind sie ebenfalls nicht. Es sind profitorientierte Unternehmen - man möchte Geld verdienen. Das sollte man im Hinterkopf behalten.
Erst letzte Woche kam im TV von völlig zusammengeschusterten, unwahren Studien bez. rezeptfrei erhältlicher Erkältungsmedikamente.
- kam es im Fernsehen. Über die Ebene des Journalismus gehen häufig wichtige Informationen verloren oder werden sogar weggelassen oder verdreht, um die Schlagzeile bzw. den Artikel oder die Doku spannender und tendenziöser zu machen. Denn auch hier geht es um's Geldverdienen. Eine hohe Auflage/Einschaltquote ist wichtig.
- Wenn hier von zusammengeschusterten Studien gesprochen wird: Denkt doch mal an all die Internetseiten, die eine Salbe zur Penisvergrößerung anbieten und diese auch mit Ärzteaussagen oder Sätzen wie "wurde durch Studien bewiesen" und vielen "Erfahrungsberichten" untermauern. Lügen begegnen uns an jeder Ecke - daher ist es wichtig, sich mit dem Sachverhalt intensiv auseinanderzusetzen.
Eigene Erfahrungen, Beobachtungen sind unschlagbar.
Sind sie eben nicht. Ich kann dir sagen, wozu es führt, wenn wir einfach nur unser "Bauchgefühl" aufgrund unserer Erfahrungen, die auch nur auf unserem nicht sonderlich verlässlichen Gedächtnis basieren, entscheiden lassen:
Wir drücken 5× die Sekunde auf den Knopf der Fußgängerampel oder des Aufzugs, weil wir glauben, dann würde es früher grün bzw. der Aufzug fahre schneller. Wir reiben das Eurostück am Gehäuse des Parkscheinautomaten, weil wir denken, dass es dann eher angenommen wird. Wir tun Öl ins Nudelwasser, weil wir davon überzeugt sind, dass die Nudeln dann nicht mehr zusammenkleben können. Wir glauben auch, dass es immer nur dann staut oder dauernd rot ist, wenn wir es gerade eilig haben.
Verlass dich nicht auf deine Psyche, die wird viel zu leicht ausgetrickst.