Manno
@Lampe,
Eigentlich wollte ich heute einen ruhigen Abend verbringen, ohne nerviges Geklimpere auf der viel zu kleinen Handy-Tastatur mit dieser nervigen Auto-Vervollständigung. Jetzt sitze ich hier auf dem Klo, browse durch die neuesten PEC-Forenbeiträge, und muss dieses absolut vernichtende Resümee über das Leben von Dir lesen!
Gleich hat es mich in den Fingern gejuckt, darauf zu antworten. Und ich dachte immer, ICH wäre der größte Schwarzseher und Miesepeter vor dem Herrn! Aber bei dem, was Du da so vom Stapel lässt, da möchte man gleich den Notrettungsdienst rufen, wegen erheblicher Suizidgefahr...
Natürlich hast Du einerseits recht: es gibt sie allerorten, die korrupten Politiker, die hinterfotzigen Betrüger, die dahinsiechenden Alten, Kranken, Armen, die Umweltverschmutzung, den weltweiten Hunger, die selbstherrlichen Unterdrücker und Diktatoren, und manchmal macht es wirklich keinen Spaß mehr, die Nachrichten zu sehen. Auch mich nerven die Selbstvergessenen, Bequemen und (Denk-)Faulen, die an Herz, Leib und Hirn Verfetteten, die Mitnehmer, Schieber und Kriegsgewinnler, die sich nur auf Kosten der anderen bereichern, usw.
Aber was hat das alles mit mir zu tun? Muss ich denn zwangsweise da mitmachen, gehöre ich mit zu dieser zweifelhaften Truppe? Mir gefällt dieser Spruch immer noch: "if you're not a part of the solution, you're a part of the problem". In dieser Ausschließlichkeit und dem Fatalismus stimmt das nämlich nicht, was Du schilderst: es gibt die liebenden Eltern, die aufopferungsvolle Krankenschwester, den verantwortungsvollen Arzt, den Politiker, der sich seinem Gewissen verpflichtet fühlt, ganz normale Bürger, die mit Anstand durchs Leben gehen, die sich auch in Zeiten der Arbeitslosigkeit nicht gehen lassen, die sich nicht auf dem Sozialstaat ausruhen, die hilfsbereit sind, sich für die Ärmsten, die Alten und für Flüchtlinge einsetzen, und dabei kein großes Aufhebens davon machen.
Der Punkt ist doch: Von diesen Normalos (wie ich sie jetzt mal nenne) sieht und hört man in der Regel nichts. Sie sind der Skandalpresse und den Nachrichten oft keine Zeile wert. Zu sehen bekommt man die Egomanen, die Lautsprecher und Selbstdarsteller vom Format eines Donald Trump, die mit der fünften Naddel und dem zehnten Brad Pitt. Die Frage (die mit dem Sinn des Lebens durchaus eng verbunden ist) ist doch: was macht die Menschlichkeit aus, und bin ich jemand, der die Welt ein wenig menschlicher macht, oder einer, der einfach mitschwimmt und was man so macht mitmacht, um auch etwas vom großen Kuchen abzubekommen?
Ich will sogar behaupten, dass diejenigen, die auf das von Dir beschriebene Muster passen, immer noch weit in der Minderheit sind. Die Schäden, die durch sie entstehen sind natürlich sehr beeindruckend. Wenn jedoch dem nicht so wäre, dass die meisten Menschen nach dem Guten streben und - jeder für sich im Kleinen - die Welt ein wenig besser zu machen versuchen, wäre schon längst alles im Chaos versunken.