Mahlzeit Männer!
Zunächst einmal
@Palle : Glückwunsch zur nun 11ten Woche ohne Alkohol!
Was meint ihr dazu. Ist man schon Alkoholiker, wenn man jeden Tag seine 3 Flaschen Feierabend Bier trinkt,
oder jeden Tag abends eine Flasche Rotwein.
Oder ist man da erst noch gefährdet, aber schon in Richtung Alko.
Ich bin der Meinung, wer eine Woche den Alko auf Null fahren kann, der ist kein Alkoholiker?
Verzeiht mir, wenn sich meine nachfolgenden Worte nun wiederholen, aber ich habe die vorangehenden Seiten lediglich überflogen und nicht alles vollständig gelesen.
In meiner Studentenzeit hatte eine Studentenverbindung mal zu einem Seminar geladen. Dort ging es zum einen um Wein- und Bierproben und zum anderen hat ein Arzt aus dieser Verbindung einen Vortrag zum Thema Alkoholismus gehalten. Gemäß seinen Worten ist man erstaunlich schnell ein Alkoholiker, zumindest aus medizinischer Sicht. Das, was bei mir hängen geblieben ist, weil ich zu der Zeit selbst durch seinen Test gefallen bin, den er mit uns gemacht hat, ist: Es gibt zwei Arten von Alkoholikern. Zum einen diejenigen, die aus fester Gewohnheit eher geringe Mengen Alkohol konsumieren, die sogenannten "Feierabendtrinker" und zum anderen diejenigen, die in unregelmäßigen Abständen zu bestimmten Anlässen Alkohol trinken. Dann aber auch gern in größeren Mengen. Diese wurden als Gelegenheitstrinker bezeichnet.
Aus medizinischer Sicht ist man bereits einer psychischen und auch körperlichen Gewöhnung an den Alkohol ausgesetzt, wenn man pro Tag einen Liter Bier trinkt. So wie ich das verstanden habe ist das einfach nur eine grobe Wurfzahl, um dem Nichtmediziner einen Wert zu geben, daher nehmt es mit dem einen Liter besser nicht zu genau. Kennzeichnend für den Gewohnheitstrinker ist es daher zu festen Zeiten bzw. Abläufen eine eher geringe Menge Alkohol zu trinken. Durch diese festen Gewohnheiten entsteht bei dieser Art von Trinker schneller die psychische Abhängigkeit, ähnlich wie bei Rauchern die obligatorische Zigarette beim oder nach dem Kaffee. Außerdem ist diese Trinkergattung anfälliger für einen schleichenden Zuwachs des Konsums. Zu Beginn ist es eine Flasche Feierabendbier, nach 6 Monaten wird dann immer öfter eine zweite Flasche getrunken und so fort. Irgendwann wird der Alkohol mit festen täglichen Ereignissen verbunden und dessen Fehlen dann auch schmerzlich registriert.
Beim Partytrinker ist es so, dass er den Alkoholkonsum eher mit stochastisch auftretenden Ereignissen verbindet. Er sehnt sich nicht nach seiner Alltagsroutine nach einer Flasche Bier, er stellt zu gegebenem Anlass fest, dass er JETZT SOFORT trinken will. Wenn er bereits auf dem Geburtstag eines Freundes ist, bekommt er Durst und schlägt richtig zu. Diese Art von Trinker sind weniger schnell von einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit gefährdet, da der Alkoholkonsum unregelmäßig und mit teils großen Abständen zum nächsten Konsum erfolgt.
Prinzipiell ist es aber sehr schwierig zu beurteilen welche Art von Trinker nun die "bessere" oder "schlechtere" ist. Der Gewohnheitstrinker erfährt eher eine Gewöhnungssituation, dafür konsumiert er aber geringere Mengen, sodass er einen gewissen Promillewert vermutlich nie oder nur selten erreichen wird. Der Partytrinker hingegen trinkt eher sporadisch und "ungeplant", konsumiert dafür aber bedeutend größere Mengen in kurzer Zeit, wodurch er intensivere Rauschzustände erlebt.
Gewohnheitstrinker konsumieren mehr absolute Menge Alkohol pro Woche/Monat/whatever, erreichen aber weniger hohe Promillewerte, wohingegen Partytrinker geringere absolute Mengen Alkohol pro Woche/Monat/whatever konsumieren, dafür aber höhere Promillewerte erreichen.
Laut Arzt ergibt dies die Schlussfolgerung, dass der Gewohnheitstrinker eher unter Organ"schäden" und Gewichtsschwankungen leidet. Der Partytrinker hingegen eher neurale Schäden durch zu hohe Promillewerte davonträgt. Auf dem Seminar wurde jedoch auch betont, dass diese Aussagen sehr sehr stark vom Einzelfall abhängen.
Meiner persönlichen Einschätzung nach ist der Feierabendbiertrinker kein Alkoholiker im eigentlichen Sinne. Mit dem Wort Alkoholiker geht für meine Begriffe ein Verhalten einher, dass deutlich wahrnehmbare gesundheitliche Schädigungen zur Folge hat. Wer 5 Jahre lang jeden Abend sein Feierabendbier trinkt und dann natürlich bei Gewohnheitsumstellung feststellt, dass ihm das leckere Bierchen am Abend fehlt, ist für mein bei weitem kein Alkoholiker, sondern einfach ein Genießer. Ebensowenig ist jemand in meinen Augen ein Alkoholiker, der einmal im Monat oder meinetwegen auch alle zwei Wochen ordentlich in der Kneipe mit seinen Freunden einen drauf macht. Für mich ebenfalls ganz klar Kategorie Genießer. Spaß am Leben zu haben bedeutet nicht gleich von etwas ernsthaft abhängig zu sein...ist doch klar, dass wir Dinge, die uns körperlich und mental entspannen und gut tun, vermissen wenn wir sie aus unserem Leben verbannen.
Wenn man soweit an etwas gewöhnt ist, dass man körperliche und mentale Entzugserscheinungen bekommt, ist der Fall natürlich klar, aber zu sagen "Och, jetzt son lecker Bierchen wäre schon was Feines" ist für mich keine Entzugserscheinung.
Fazit: Aus medizinischer Sicht sind vermutlich 90% von uns Alkoholiker oder alkoholgewöhnt oder alkoholgewöhnungsgefährdet oder was auch immer. Für mich steht das körpereigene und seelische Empfinden im Vordergrund. Geht es meinem Körper, meinem Umgeld mit mir und mir selbst mental gut, dann hab ich auch kein Problem. So einfach.
Gruß
Lifthrasil