Es wird medial und politisch ein Narrativ geschaffen, demzufolge man sich mit allem und jedem solidarisch erklären muss, den das System dessen für würdig befindet.
Ja, das ist in der Tat ein Problem. Ich habe vor einiger Zeit einmal ein Buch über den Umstand gelesen, dass so viele Menschen unzufrieden sind und zu sog. Protestwählern werden - links wie rechts. Eine Diagnose der Autorin Martha Nussbaum im Buch "Königreich der Angst" war, dass heute jede(r) Dahergelaufene meint, ein Recht auf Würde zu haben - durchaus nachvollziehbar auf Basis der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen ("alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.") und den darauf basierenden Verfassungen. Freilich, viel früher stand Würde nur Kriegern zu, die ihr Leben solidarisch der Gemeinschaft potentiell opferten. Bauern, Handwerkern u.ä. stand keine Würde zu und Frauen erst recht nicht.
Daraus entstehen zwei Probleme:
1. einerseits werden diejenigen Mitmenschen unzufrieden, die beklagen, alle und jeden würdig behandeln zu müssen
2. anderseits sind andere ZeitgenossInnen unzufrieden, die beklagen, nicht genug Würde zu bekommen.
Ist natürlich schwierig, es dann allen Recht machen zu wollen und genauso ist es schwierig zu entscheiden, wer mehr oder weniger Würde bekommen sollte oder verdient hat.
Ich mache mir deswegen keinen Kopf: Solidarität mit Frauen, die im Stehen pissen wollen: warum nicht? Von mir aus können auch öffentliche Toiletten mit ein oder zwei Urinals im Frauentrakt ausgestattet werden. Ist vielleicht besser, als Kriegsgerät zu finanzieren?! Ggf. können die Frauen ja auch gleich die den Männern vorbehaltenen Räumlichkeiten nutzen; das könnte unter Sparmaßnahme verbucht werden. Ob ich diese Frauen ernst nehmen würde? Hm...sie müssten sich jedenfalls untenherum frei machen, wenn die Entleerung unfallfrei erfolgen soll - in der Herrentoilette sicherlich nicht die schlechteste Neuigkeit.
Und Solidarität mit Selensky, nun, darüber wurde in vielen Talkshows viel getalkt, natürlich kontrovers; jeder will Recht haben. Schauen wir einmal wie kalt der Winter wird und wie es dann um die Solidarität bestellt ist...Aber auch dann gilt, dass es besser ist, sich keinen Kopf zu machen. Bei mir hieß es früher immer: "Du frierst, dann mach' Dir warme Gedanken!" Ja und vor dem Hintergrund, dass wir hier mit "hot" liken können, schließt sich der Kreis: seien wir solidarisch nackt und machen zusätzlich Selfies von unserer besten Seite und laden diese hoch