Hallo,
ich habe noch einmal die Quelle meines bescheidenen Wissens nachgelesen, Hararis Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, S. 271 ff der Taschenbuchausgabe.
Dort wird der Königssohn Siddhartha Gautama, später als Buddha verehrt, dargestellt. Vereinfacht gesagt führt Harari aus, dass Gautama als Ursache für das Leid der Menschen deren Begehren nach Geld, Macht, nach ein Leben voller Lust, Gesundheit und frei von Sorgen identifiziert. Hat man aber die erste Million verdient, strebt man nach der zweiten; hat man mit drei „heißen Frauen“ Sex gehabt, will man auch die vierte in die Kiste bekommen, mindestens. Und ist man gesund, fürchtet man sich stets vor irgendwelchen Krankheiten. Das Leben ist also ein sinnloses Hamsterrad beim Erfüllen von Begehren, jede Erfüllung weckt neues Begehren – der Geist ist immer rastlos und unzufrieden.
Und weiter: Gautama empfahl, nicht zu töten, nicht zu stehlen und sexuelle Ausschweifungen zu vermeiden, da diese Handlungen das Begehren (nach Macht, Reichtum und Lust) anfachen. Wenn das Feuer des Begehrens erloschen ist, tritt an dessen Stelle ein Zustand völliger Ruhe und Gelassenheit, der als Nirwana bezeichnet wird. Wer das Nirwana erreicht hat, lässt alles Leid hinter sich und erkennt die Wirklichkeit mit äußerster Klarheit, ohne jedes Wunschdenken. Er macht zwar nach wie vor unangenehme Erfahrungen, aber diese verursachen kein Leid mehr. Ein Mensch, der nichts begehrt, kann nicht leiden.
Was mir daran gefällt, ist der Gedanke, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Jemand hat mehr Geld als ich – schön für ihn. Jemand hat einen längeren Penis als ich, nun, Mutter Natur hat sich bei mir offensichtlich einen Scherz erlaubt und wollte, dass ich meine Mitmenschen zum Lachen bringe. Dieses Schicksal nehme ich gerne an.
Natürlich hat dieses Konzept seine Grenzen. Einen kleinen Penis zu akzeptieren und zu lieben ist etwas völlig Anderes als zB die Barbareien so mancher politischer Regime. Die Geschichte ist voll davon.
Und natürlich fiel das Annehmen meines Schicksals nicht in den Schoss, sondern der Weg der Erkenntnis war –naja, ich sage einmal – sehr lehrreicht, hart aber richtig. Außerdem: wäre ich noch einmal ein junger Hüpfer, voller Testosteron und würde zB. Jessi gegenüberstehen, wer weiß, ob ich nicht alles für ein paar Zentimeter tun würde, um sie von meinem „Führerschein“ zu überzeugen.
Meine Gelassenheit ist also eher zufällig entstanden als durch Meditation bzw. Studium entsprechender Bücher und Schriften. Aber egal, ich lebe gut damit.
LG