Sehen sie das denn als "
Betrug"?
Ich würde sagen, dass die meisten Menschen, die glauben eine monogame Beziehung mit ihrem Partner zu führen, doch dann feststellen, dass er wild mit anderen herumvögelt, dies als Betrug werten. Denn du brichst die Vereinbarung die man bei einer festen Beziehung trifft: "Wir zwei und nur wir zwei - solange bis wir
beide gemeinsam etwas anderes beschließen."
Klar, wenn ich wollte, könnte ich mich damit begnügen, während dem Sex nur an andere Frauen zu denken und nicht fremdzugehen.
Aber wenn sich Fremdgehen anbietet, dann mache ich das einfach.
Kannst du wirklich von dir behaupten, dass du das könntest? Ich habe manchmal den Eindruck, wenn ich etwas von dir lese, dass dies nicht der Fall ist. Wenn man sich einmal an eine bequeme Situation gewöhnt hat, die die eigenen egoistischen Triebe befriedigt, kommt man davon oft nicht mehr richtig los. „Richtiger“ Lustgewinn wird bald nur noch auf diese Weise möglich (im Grunde sagtest du das auch bereits). Und wenn man mal genau hinschaut, sind dann alle Prämissen für eine Sucht gegeben.
Natürlich kann man sich immer fleißig einreden, man könnte auch ohne. Frage mal einen Raucher oder einen Junkie. Im Zweifel behaupten viele, dass sie das schon in den Griff bekommen können. Bis sie dann wirklich mal ohne müssen und sich den Rückfall dann wegrationalisieren.
Verstehe mich da bitte nicht falsch: Ich will dir nicht hineinreden, wie du lebst. Das ist dein Ding und wenn du das so machen willst, kann da niemand etwas gegen tun. Ich wollte nur mal zum Ausdruck bringen, dass sich das für mich nicht mit einem elitären Menschenbild verträgt und anmerken, dass „Fremdgehen“, egal wie man es wendet, ein Betrug ist (zumindest dann, wenn man den Partner nicht vorher eingeweiht hat – und dann wäre es genau genommen auch kein
fremd gehen mehr
).
Der Begriff "
Betrug" ist mMn gänzlich unangemessen.
Greifen wir uns doch mal den Duden und schauen nach der Definition von Betrug:
„bewusste Täuschung, Irreführung einer anderen Person“.
Wenn man nun mit einem anderen Menschen schläft, seinen festen Partner aber im Glauben lässt, man tut dies nicht und dass man nur mit ihm allein schläft, dann sind alle Voraussetzungen für einen Betrug gegeben.
Die Menschen, beide Geschlechter, sind von Natur aus polygam veranlagt.
Selbst wenn – das ist irrelevant. Wenn man sich in eine feste Beziehung begibt, ist es ganz egal, wie Menschen angeblich sind oder nicht sind. Dann hat man bestimmten Regeln zugestimmt und auf deren Basis gründet dann auch die Beziehung. Erst wenn
beide Partner andere Regeln festlegen, begeht man einen Regelbruch mehr. Vorher ist es Regelbruch, Täuschung, Betrug.
Man kann ja von vornherein andere Regeln in einer Beziehung festlegen. Nur lassen sich darauf längst nicht so viele Menschen ein, wie auf eine monogame Bindung. Damit muss man dann eben leben.
Ihr redet hier aneinander vorbei und arbeitet euch so an Alphatum ab.
Vielleicht entstand hier ein falscher Eindruck. Ich persönlich arbeite mich nicht an ihm ab, insofern ich verdamme was er tut oder ihn ändern möchte. Ich hinterfrage nur seine Haltung und sehe sie persönlich als unschlüssig und irrational an.
Natürlich hat wild in der Welt herumvögeln seinen Reiz. Aber über diesen Reiz sollte man nicht vergessen, dass Betrug ein Betrug bleibt. Wenn man das billigend in Kauf nimmt und achselzuckend sagt, dass man kein Problem hat, seinen Partner zu betrügen – dann ist das eine klare Haltung, die ich akzeptiere (aber persönlich nicht teile oder gutheiße). Sich aber herumzutreiben und parallel zu behaupten, es wäre kein Betrug, überzeugt mich nicht. Ein Mensch sollte meines Erachtens wissen, was seine Handlungen bedeuten. Nur so kann er für sich entscheiden, ob er es richtig oder falsch findet. Sonst betrügt er in dem Fall nicht nur seinen Partner, sondern auch sich selbst.
Grüße
BuckBall