OK, dann habe ich das vorhin etwas anders verstanden.
Zu meinen Defiziten: Ich war immer schon ganz gut darin, etwas zu analysieren, über mich zu reflektieren; aber was ich nur ganz mies hinbekomme ist, an den erkannten Ursachen auch etwas konsequent zu ändern. Prokrastination ist das eine Zauberwort. Das andere: innerer Schweinehund. Außerdem überlege und plane ich immer viel zu lange herum, in der Angst, vielleicht etwas Falsches oder Sinnloses zu tun. Was mich z.B. ärgert, ist, dass man im Internet, auf YouTube usw. tausende Methoden und Hilfestellungen für Ernährung und richtiges Fitness-Studio und Muskeltraining für junge Leute findet, aber so gut wie nichts für die Generation 50+, zu der ich nun mal gehöre. Ich habe - bis auf ein paar klägliche Versuche in den letzten 5 Jahren - noch nie im Leben richtig Sport getrieben (Schulsport jetzt mal außen vor), hatte daher auch noch nie einen schlanken oder gar sportlichen Körper, hatte auch bisher noch nie das Hochgefühl, diesen Kick, den angeblich Sportler bekommen, wenn sie lange genug trainieren. Dafür hatte ich Eltern, die "es gut mit mir meinten" und mich mit der Hausmannskost der 70er/80er Jahre speisten. Heute bin ich mir ziemlich sicher: ich könnte ab jetzt 10 Jahre lang Eisen stemmen wie Arnold, ich würde mit meinem Körper auch nicht annähernd an so jemanden wie z.B. unseren User Adrian herankommen.
Das klingt sicher für einen Außenstehenden recht fatalistisch und depressiv, aber das sind halt meine persönlichen Erfahrungen der letzten 3, 4 Jahre. Es gab halt recht viele Rückschläge, und nach jedem dieser Rückschläge habe ich nicht wieder zur vorhergehenden Form zurückgefunden: Arthrose-OP im Knie mit 50, danach Bronchitis, danach Rückkehr der Knieentzündung mit 51, erneute Krankengymnastik und Muskelaufbau, wieder Bronchitis, dann Diagnose extremer Bluthochdruck mit 52, und das alles begleitet von massiven Veränderungen in meinem Arbeitsumfeld, neue Kollegen, neue (und für mich total ungewohnte, schwierige) Aufgaben, unklare Zukunft, Stress, Überforderung, Libidoverlust...
Trotzdem gebe ich natürlich nicht auf, es muss ja immer irgendwie weitergehen, nur habe ich den Eindruck, dass ich nicht mehr Gestalter meines Schicksals bin, sondern dass alles um mich herum abläuft und ich nur noch irgendwie versuche mitzuschwimmen und dabei nicht unterzugehen...
Noch was zur Körpergröße: natürlich wäre ein kleiner Mann gerne größer, ob es jetzt wegen der "Männlichkeit" ist oder auch wegen der leichteren Partnerwahl. Ich wäre auch nicht gerne 1,70 m (wie z.B. mein Vater). Aber glaub mir: 1,94 m groß wie ich möchtest Du nicht wirklich sein... Alles im Alltag ist dadurch eingeschränkt und wird entweder schwer zu beschaffen oder teuer: Du findest keine Auswahl an Oberbekleidung, brauchst ein größeres Bett, ein Auto, dass auf dem Fahrersitz genug Platz bietet, Deine Frau muss zum Küssen auf einen Schemel steigen, man knallt sich an jeder Ecke und an jeder Heckklappe die Birne an, usw. Und für normalen Sport hat man als großer Anfänger viel zu ungünstige Hebel bei gleichzeitig hohem Gewicht und Kreislaufproblemen. Noch dazu sieht der Pimmel, mag er noch so groß sein, an einem so massigen Menschen wie mir einfach winzig aus...
Ich werde nächste Woche, allen gesundheitlichen Einschränkungen zum Trotz, wieder mein Fitnesstraining aufnehmen, ich fange mal mit Cardio an. Nach zwei, drei Wochen gehe ich dann auch wieder an die Geräte. Aber hochmotiviert bin ich halt nicht (mehr)...