Sensibles Thema, das hier besprochen wird. Finde es aber gut, wie offen hier teilweise geredet wird.
Ich hatte in meinem privaten Umfeld mit dem Thema Kontakt und beschäftige mich in meinem Studium derzeit intensiv mit diesem Thema. Ich will hier gar nicht klugscheißen oder mit erhobenen Zeigefinger rumlaufen, nur ein paar Gedanken und Erfahrungen äußern.
Ich habe mit 22 Jahren mal einen Entzug ohne medizinische Aussicht bei der Mutter eines Grundschulfreundes miterlebt. Wenn man das sieht kommt man echt ins Krübeln. Das wünsche ich wirklich niemanden. Kreidebleich, Schüttelfrost, kalter Schweiß, Muskelzucken bzw. -krämpfe, Übergeben... heftigst. Ihr hat man die Sucht nie so richtig angemerkt. Sie war definitiv kein Klischeealki (wenn es die überhaupt gibt). Gepflegtes Erscheinen und gebildet. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist Alkoholismus keineswegs eine Frage der sozialen Schicht. Mittlerweile ist sie trocken und es geht ihr sehr gut! Sie macht neben ihrem Alltag auch immer noch eine Therapie, die aber nicht primär den Alkohol im Fokus hat. Das Trinken ist manchmal auch nur durch was tiefsitzenderes entstanden. Sie ist und andere bezeugen, dass man aufhören und alles wieder in den Griff bekommen kann.
Heute weiß ich, dass ein Entzug ohne medizinische Aufsicht auch richtig schiefgehen kann. Bitte, falls ihr sowas macht oder jemanden kennt der es machen will: Holt euch Rat an entsprechenden Stellen, wie man es ungefährlich gestalten kann.
Ein paar Dinge, die man mal ausprobieren kann, wenn man sich selbst nicht sicher ist. Das probiere ich selbst etwa alle drei Monate mal aus, um mich sicher zu fühlen und zu wissen, dass alles passt. Dabei trinke ich nicht mal viel (eigentlich komisch als Bayer
). Teilweise zwei bis drei Wochen gar nichts, ohne dass ich es mir vorgenommen habe. Aber manchmal erwischt man gerade beim Feiern mal ein bisschen zu viel und das vielleicht auch an zwei Tagen hintereinander.
Ich trinke zum Beispiel auf einer Party (WG-Feiern und Co) bei Kumpels zwei Halbe (für die Nordlichter: bei uns gibt's Bier eigentlich immer als 0,5 Liter Flaschen
) und dann höre ich auf. Das ist viel schwerer (zumindest für mich) als gar nichts zu trinken. Dann fängt's nämlich eigentlich erst an richtig Spaß zu machen... aber genau das ist der Punkt.
Auch interessant, wenn auch schon fast strafbar wegen Bierverschwendung: Daheim ein Bier zum Essen langsam trinken, so dass noch was übrig ist, wenn man mit dem Essen schon fertig ist. Dieses Restbier dann mit vor den Fernseher, PC oder Buch nehmen. Stehen lassen und nichts trinken... aber immer in Greifdistanz. Nach zwei Stunden ist es dann so warm und lack, dass man es wegschüttet.
Wie schon oft erwähnt, ist der Alkohol in unserer Gesellschaft omnipräsent, leider. Leider wird auch seine Gefahr und vor allem das Suchtpotential extrem unterschätzt.
Keep on dancin'
Tango