Mein erster Beitrag in diesem Forum, daher erst einmal ein Hallo! in die Runde. Zum Thema angeborene Penisverkrümmung kann ich (leider) so einiges beitragen. Ich möchte hier meine Erfahrungen mit euch teilen und ebenfalls Betroffene dazu ermutigen den gemeinsamen Austausch zu suchen (auch @all, die das hier lesen und selbst noch nicht im Forum registriert sind), denn geteiltes Leid ist bekanntlich nur halbes Leid
Das wird ein längerer Beitrag, daher gerne auch nur die Aspekte rauspicken, die für euch persönlich interessant sind. Dennoch muss ich grundsätzlich etwas weiter ausholen, auch weil es mir ein inneres Bedürfnis ist. Wer gerne den privaten Austausch mit mir suchen möchte, kann dies selbstverständlich gerne tun und mich einfach anschreiben. Ich werde bald 30, das noch zur Info.
Zunächst einmal ist für alle Betroffenen glaube ich eine Sache richtig besch*ssen: Es gibt praktisch keine öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema angeborene Penisverkrümmung, weil einfach zu wenig Leute (ernsthaft) betroffen sind und die meisten Angst haben darüber zu reden, weshalb man noch weniger Leute findet um darüber zu sprechen... ein Teufelskreislauf. Dass dann per se nur Männer davon betroffen sind (logisch), macht es ebenfalls nicht besser, schließlich fressen wir Typen unsere Probleme oftmals viel mehr in uns rein als Frauen, die häufiger aktiv Hilfe suchen. Wie gesagt, ein Teufelskreislauf. Ich habe mir schon lange einen Austausch mit anderen Leidgenossen gewünscht, bin aber z.B. erst jetzt auf dieses Forum gestoßen, denn zu diesem Thema findet man allgemein wirklich nicht viel. Ist ja hier auch nur ein einziger Thread mit relativ wenig Beiträgen. Wenn du Krebs hast, was zwar ganz anders, aber definitiv schlimmer ist, findet man sehr schnell Hilfe in zig Foren, d.h. du kannst zumindest deine Sorgen und dein Leid mitteilen und wirst auch gehört. Beim Thema angeborene Penisverkrümmung deutlich schwieriger, was diese Krankheit auf ihre Art fies macht, denn die psychische Belastung ist enorm. So viel zum Thema Austausch/Gehör finden.
Jetzt zu meiner Geschichte: Irgendwann in der Pubertät, so mit 14, 15 habe ich gemerkt, dass da unten irgendwas nicht stimmt. Das Ding wurde zwar hart, aber irgendwie sollte der anders aussehen, dachte ich mir. Vom genauen Krankheitsbild hatte ich natürlich noch keine Ahnung, nicht mal der Begriff angeborene Penisverkrümmung war mir geläufig. Damals (so 2005/06) war es natürlich auch noch eine andere Zeit, das Internet hat noch deutlich weniger hergegeben als heute. Dieses Forum z.B. gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich wusste also, das irgendwas nicht stimmt, aber hatte in diesem Alter nicht den Mut mich an irgendjemanden zu wenden, weder an die eigenen Eltern und erst recht nicht an einen Arzt. Letztendlich bin ich erst Jahre später zum Urologen gegangen. Das müsste Anfang 2015 gewesen sein, da war ich 23. Einerseits war das Gefühl den Mut aufgebracht zu haben befreiend, andererseits wurde mir das Ausmaß des Problems klar. Wir reden hier von einer starken Ausprägung mit ca. 90 Grad Krümmung nach unten, zudem noch eine leicht seitliche Krümmung, also alles in allem worst case. Sex haben im Prinzip nicht möglich, jedenfalls keine Penetration. Das wusste ich auch all die Jahre zuvor schon, schließlich habe ich es jedes mal gesehen und gefühlt, aber nun hatte ich eine offizielle Diagnose. Stimmungslage? So semi
Was hilft in diesem Fall? Leider ausschließlich operieren und zwar nach Nesbit (oder Varianten davon), also die längere Seite wird gekürzt. Es gibt leider so einige Ärzte da draußen, die einem erzählen, dass man einfach die kürzere Seite verlängern kann, indem man sie künstlich auffüllt, z.B. mit einem Gel, dass der Körper dann in eigene Zellen umwandelt. Vergesst es, das sind Betrüger und ihr werdet wenn ihr Pech habt dauerhafte Schäden davon tragen, z.B. an der Harnröhre. Also, klassisches "wegschneiden" ist angesagt, alles andere bringt bei einer so starken Krümmung keinen nachhaltigen Erfolg. Das Problem ist, das tut eine OP generell nicht unbedingt, denn wir reden von einem relativ riskanten Eingriff. Die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen [hauptsächlich zwei: 1) Schlechtere bis gar keine Erektionsfähigkeit und 2) (Teil-)Verlust der Gefühlsempfindlichkeit, also Beeinträchtigung der Reizübertragung und -intensität] ist hoch. Man braucht einen extrem fähigen Chirurgen, der zudem noch einen hervorragenden Tag haben muss und obendrein braucht man das Glück auf seiner Seite. Das bedeutet, dass das Endergebnis nach einer OP mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so ist, wie man es gerne hätte, was man final auch erst ca. 3 bis 6 Monate später beurteilen kann. Das muss man auf jeden Fall wissen.
Ich habe mich insgesamt für zwei OPs entschieden. Die erste war 2016, die zweite 2018. Die erste OP hat eigentlich gar nichts gebracht, weder im positiven noch im negativen. Ich war danach beschnitten, klar, ansonsten hatte ich das Gefühl, dass sich nicht wirklich etwas geändert hatte. Vielleicht wollten die Ärzte schlichtweg nichts "verschlimmbessern". Das Geld für die OP haben sie ja so oder so bekommen... Die zweite OP hat die Krümmung schon ein ganzes Stück behoben, aber noch ein gutes Stück von gerade entfernt. Die Kombination aus Krümmung nach unten und zur Seite macht es schwierig. Eine Penetration ist jetzt deutlich einfacher, allerdings habe ich den zweiten Eingriff mit einem spürbaren Verlust der Gefühlsempfindlichkeit bezahlt. Mein Orgasmus ist nicht mehr so intensiv, als hätte man den Regler auf 50% runtergedreht. Zum Thema Längenverlust kann ich sagen, dass das ja sowieso nur die längere Seite betrifft, sprich das Ding kann nicht kürzer werden als die kurze Seite lang ist. Macht Sinn, oder?
Bei mir sind es ca. 1,5 cm, die die längere Seite nun kürzer ist. Da ich aber vorher bei ca. 18 cm Länge lag, ist das nicht wichtig für mich.
Soweit von mir und meinen Erfahrungen. Fragen und Diskussion erwünscht, hoffe es war für den einen oder anderen hilfreich, vielleicht auch für dich
@depthgo